Kamelobooks:Was für ein Käse

aus Kamelobooks, der wüsten Bibliothek
Wechseln zu: Navigation, Suche

Es war ein mal ein Kaiser, der buk sich ein Land, und das war essbar. Da kam es, dass Italien von einer Dusche regiert wurde, und die war scharf auf die scharfe knusprige Pizza, die jenes Land des Kaisers Haile Selassie darstellte. Die Dusche schickte ihre Anhänger aus, um sie zu erobern. Die aber fanden, dass dieses Land essbar war, und da es Abessinien hieß, begannen sie es abzuessen. Bis heute ist längst alles abgegessen, und an der Stelle sind jetzt zwei Länder, das eine mit Ä, wie heißt das doch gleich, äh, ähm, Schwamm drüber, und das andere mit E, aber nicht Egypten, auch nicht Elefantasien, aber beide Länder, das mit Ä und das mit E, immer noch mitten in Afrika, ungefähr da wo die Afri-Cola herkommt, die Cola mit dem unter der Dusche aufgenommenen kultig erotischen Analogfernsehwerbespot.

Den Italienern gelang seitdem keine wesentliche Eroberung mehr, abgesehen von einem unbewohnbaren Eiland. Es wurde erobert, bösetzt, und wieder verlassen. Die Italiener nahmen im Rahmen dieses Besuches dem Eiland das i weg, das sie seitdem als ihr Nationalitätskennzeichen gebrauchen, nur vergrößerten sie es zu diesem Zwecke vom unscheinbaren Tüpfel-i zum großen I, was immerhin zu Italiens Aufnahme in den Club der Großen Sieben (G7) reichte, wodurch das solchermaßen gebauchpinselte Land keinen Landhunger mehr entwickelte. Da kam es, dass Italien wieder von einer Erfrischung regiert wurde, diesmal aber nicht von einer Dusche, sondern von einer Melone. Es war das Zeitalter der großen Ekamelisierung, in der alles nur noch elektrisch sein sollte, weil Strom doch aus der Steckdose daherkommt und daher umweltfreundlicher als alles Andere. Und diese E-Revolution erfasste auch das Eland, welches so aus dem Elend des Vergessenwordenseins wiederauferstand, ja regelrecht wieder aufstieg zum Mittelpunkt der Erdscheibe. Fortgeschrittene Robotertechnologie, künstliche Intelligenz und Lizium, also Alles was gerade in war, wurde zum Lebensnerv des zuvor unbewohnbaren Elandes mit dem verlorenen i.

Schnell bildete sich eine gebildete Oberschicht der elektrischen Inselbewohner. Auf der Strandpromenade promenierten prominent Hand in Hand E-Herr und E-Dame, und zwar nicht wie damals auf dem Festland üblich spazierend mit gesenkten Köpfchen, gesenkt über ein Gadget namens Smartphone zwecks permanenter Teilnahme am Sozialen Mittelmaß (soßial midia), sondern erhobenen Hauptes, der E-Herr mit Spazierstock und die E-Dame mit spitzengeklöppeltem Sonnenschirm mit eingewirkten Solarzellen, welche ausreichten, um auf einer Wegstrecke von 500 Metern die Lizium-Batterien der beiden Spaziergänger mit mit soviel zusätzlicher Energie nachzuladen, dass es für eine Umarmung mit Kuss reichte. O, wie romantisch, das elektrische Leben auf dem Eland. Vergessen sein Elend.

Vergessen dort aber durchaus nicht der Rest der Welt. Statt einem Smartphone besitzen nämlich bis heute die E-BewohnerInnen des Eilandes einen achten Sinn, der ihnen all die im Internet kursierende Naseweisheit der Bio-Zweibeiner und das dort überdies vorhandenene unermessliche Wissen der Kamele direkt mit ihren elektronischen Synapsen für sowas verbindet. So erfuhren die E-Zweibeiner des Elandes auch von der weltweiten Mode der Geschlechtsumwandlung. So kam es, dass die an sich unkaputtbaren Roboter sich freiwillig in die Werkstatt begaben, in welcher begabte Spezialisten, die begabtesten Bio-Zweibeiner Italiens, die Geschlechtsumwandlung vornahmen. Und schwupp, war aus dem E-Herrn die E-Herrin gemacht, und aus der E-Dame der E-Damer.

Der E-Damer erwies sich als sehr geschäftstüchtiges Modell. Von seiner E-Herrin erhielt er die E-Erlaubnis zur Gründung einer Käserei. Seitdem kommen auch weniger begabte Bio-Zweibeiner aus Italien, als Touristen, und das nur des Käses wegen. Während der E-Damer den Käse produziert, steht hinter der Theke des Werkskäseladens, vor dem die Touristen Schlange stehen und wenn sie dran sind, nach Käse fragen, die jeden von ihnen die Gegenfrage "Was für ein Käse?" stellende E-Herrin. Wer dann statt "Edamer" etwa Maasdamer, Rotterdamer oder Amsterdamer verlangt, wird in einem spektakulär hohen Bogen vom E-Damer persönlich aus dem Laden geworfen. Die Show funktioniert als Dauerbrenner, beliebt wie Disneyland. Endlich ne lebendige Sehenswürdigkeit in Italien anstelle der nekrophilen Orte wie Pompeji oder Katakomben oder Verfallssymbolen wie dem katholischen Theologenpflegeheim am Petersplatz. Und endlich auch die definitive Befreiung aller I-Leute von ihrem historienlastigen Cäsarenwahn, dem noch die Dusche verfallen war, denn das Eland mit verlorenem i beweist: Es braucht keinen Kaiser, sondern nur einen Käser.

Bücherregal.pngAuf zum BücherregalBücherregal.png